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FUJI-SAN | ||||||
Die Gelegenheit ist günstig, besser wird es nicht: Mein Dienstplan für November zeigt einen Umlauf nach Tokio mit 48 Stunden Aufenthalt, was es bei uns flugplanbedingt nur im Winterhalbjahr gibt. Ein eilig befragter Kollege bestätigt, soeben aus Japan zurückgekehrt, dass auf dem Fujiyama, dem mit 3776 Meter höchsten Berg des Landes, noch kein Schnee liegt. Ruhiges Wetter ist vorhergesagt.
Zwei Stunden nach der Landung auf dem 60 Kilometer östlich der Stadt gelegenen Flughafen von Narita sitze ich im Zug nach Tokio. Die Sonne scheint, es ist fast Mittag, aber die Zeiger meiner inneren Uhr stehen auf drei Uhr morgens. In diesem Zustand ist die größte Herausforderung das dreimalige Umsteigen innerhalb des komplexen japanischen Nahverkehrssystems. Als ich am Nachmittag Kawaguchiko am Fuß des Berges erreiche, bleiben nur noch knapp zwei Stunden bis zum Sonnenuntergang. Bevor ich mir eine Unterkunft suche, möchte ich den Anfang des Weges finden, um in der Nacht ungehindert und früh aufbrechen zu können. Es dämmert, als ich den Weg schließlich entdecke. Einige Kilometer liegen bereits hinter mir, und die letzte Unterkunft habe ich vor mehr als einer Stunde passiert. Ein Pfad führt durch einen Tunnel von Bäumen schnurgerade auf den Berg zu und verliert sich in den Herbstfarben des Waldes, verlockend. Also weiter, und später irgendwo an einem geschützten Platz zu rasten, um nicht vor Sonnenaufgang am Gipfel zu sein
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Bald wird es dunkel, aber der zunehmende Mond und die Stirnlampe spenden Licht. Immer wieder tauchen steinerne Inschriften aus dem Dunkel auf, hölzerne Tore; Zeichen für die Verehrung des Fuji als einem heiligen Ort. Der nächtliche Wald, der Schatten des Berges unter den Sternen, die frische, klare Luft – all das macht es mir schwer, mich an den Plan zu halten, und nach vier Stunden auf 2000 Meter Höhe schließlich den Aufstieg zu unterbrechen.
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