aussichten: Patagonien
             
             
   
  
     
         
             
      PATAGONIEN      
             
 
 
Auch dieser Name wird vereinnahmt und überdeckt von Klischees: Einsamkeit, karges Land, an schönen Tagen peitschende Winde, ansonsten Sturm. Und ja, all das gibt es und all das ist uns begegnet, aber das ist lange noch nicht alles - es gibt noch viel, viel mehr.

Völlig überflüssig bei unserer Ankunft die griffbereiten Jacken: Es ist heiß, und das erste Tier, das uns hier begegnet, ist eine wärmeliebende Tarantel. Seelöwen, Pinguine, dann die Wale: Als wir uns von der Küste verabschieden, von ihrem Winterquartier, wo man mit zusammengekniffenen Augen fast immer irgendwo ihre Blaswolken in der Ferne entdecken kann, da erst fühlen wir die patagonische Einsamkeit, so als seien wir bei Freunden zu Besuch gewesen.

 

     
     

 

     
     

Es ist November, aber auch Ushuaia begrüßt uns unweit der Südspitze Südamerikas mit mildem Wetter und angenehmen Temperaturen: frühsommerlich. Üppiges Grün, darüber die Gletscher. Selbst der für seine raue See gefürchtete Beagle Kanal, benannt nach Darwins Schiff, gestattet uns mit mäßigem Wellengang einen Besuch bei den felsigen Inseln der Kormorane, Skuas und Seelöwen.

Dann das patagonische Inlandeis, seine Ausläufer besser gesagt, in einem Wechselspiel von Schnee und Sonne, und auch hier blüht es, nur wenige Meter von dem sich ständig vorschiebenden Rand des Gletschers mit seinen ins Wasser stürzenden Eistürmen entfernt. Der See, vom Eis gespeist, ist unverschämt türkis, und darin stehen mit gebogenem Hals, aus der Ferne wie eine rosafarbene Wolke aussehend, Flamingos.
Endlich ein voll erfülltes Klischee: Der Cerro Torre, der Kletterer oft wochenlang auf ein Schönwetterfenster warten lässt, bleibt verhüllt im Nebel; ein Kondorpaar kreist zu seinen Füßen.

Wir gelangen weiter nach Norden, wo am Rückgrat der Anden trockene, fast wüstenhafte Landschaften und reichliches Grün nahe beieinanderliegen: Eine immer an etwas erinnernde und doch unverwechselbare Landschaft voller Seen und Vulkane. Hier nehmen wir Abschied von Patagonien, das vielgesichtiger ist, als wir uns hätten vorstellen können, und ahnen nicht, dass ein halbes Jahr später alles hier wiederum ganz anders sein wird: Schlammig und schwarz, bedeckt von der dicken Ascheschicht des Vulkans Puyehue.