aussichten: CRM
             
             
   
  
     
         
             
      CRM      
                  
 

Douglas DC-3

 

Leadership

 

Followership

 

Konfliktmanagement

 

 

 

Als nach dem Zweiten Weltkrieg die moderne Passagierluftfahrt entstand, da griff man naturgemäß auf Piloten zurück, die ihre Erfahrung in den Cockpits der Bomber und Jagdflugzeuge erlangt hatten. Entsprechend streng und militärisch geprägt war die Hierarchie an Bord der Verkehrsflugzeuge in den fünfziger und sechziger Jahren. Auf Langstrecken herrschte dort mit zwei Piloten, Funker, Navigator und Bordingenieur oft noch ein ziemliches Gedränge. Das Wort des Kommandanten war Gesetz, Widerspruch fast unmöglich. Es wurde delegiert statt zusammengearbeitet.

Die Erkenntnis jedoch, dass Fehler untrennbar zum Menschsein gehören - und sei es auch zur Existenz des erfahrensten Luftschlachtveteranen - hat in der Luftfahrt eine lange und von tragischen Ereignissen begleitete Tradition. Die Tragik besteht darin, dass es oft einer Kleinigkeit, eines Hinweises, einer gemeinsamen Analyse, einer nicht unterdrückten Kritik bedurft hätte, um das Schlimmste zu verhindern.

Anders gesagt: In aller Regel stehen der Besatzung die Ressourcen zur Verhinderung eines Unglücks in Gestalt etwa von Erfahrung, Fachwissen und Informationen in ausreichendem Maß zur Verfügung. Man muss diese Ressourcen nur nutzen, und ein stark autoritärer Führungsstil bringt es mit sich, dass Zweifel oder eine abweichende Meinung erst gar nicht geäußert werden. Mit gelegentlich fatalen Ergebnissen.

Also dachte man um, lernte um, führte flachere Hierarchien ein, begann bei der Auswahl von Piloten einen Schwerpunkt auf kritisches, selbständiges Denken zu legen. Und erfand einen Namen für die Lehre von der bestmöglichen Nutzung aller verfügbaren Ressourcen innerhalb der Besatzung: Crew Resource Management (CRM). Inzwischen gibt es flächendeckende Anerkennung für den Wert dieses Werkzeugs und seinen Nutzen zur gewährleistung stabilen Unfallzahlen trotz des in den letzten Jahren stark angewachsenen Luftverkehrs.

Piloten und auch Flugbegleiter, die, was leider oft übersehen wird, in erster Linie nicht als Servier-, sondern als Sicherheitspersonal fungieren, nehmen regelmäßig an CRM-Kursen teil, die modernem Management-Training ähneln. Ergänzt werden diese für Cockpitpersonal durch mehrtägige Seminare. Und auf Beurteilungsformularen - davon sind jährlich für jeden Piloten mehrere auszufüllen - findet man die zentralen Punkte des Crew Resource Managements wieder: Kommunikation, Entscheidungsfindung, Führungsstil und vor allem Teamwork.


Mittlerweile hat man CRM auch für andere Bereiche entdeckt: zum Beispiel in der Medizin. Krankenhauspersonal, das befürchten muss, bei einer vorsichtigen Frage vom Arzt zurechtgewiesen, ausgelacht oder ignoriert zu werden, wird sich schwertun, einen möglicherweise wichtigen Hinweis zu geben. Offene Kommunikation und Zusammenarbeit stellt einen erheblichen Sicherheits- und Qualitätsfaktor dar. Und das ist nicht immer so einfach, wie es klingt.


CRM bedeutet stets Interaktion. Dem einen oder anderen Kollegen aus dem Cockpit sind die gruppendynamischen Ansätze manches engagierten CRM-Trainers gelegentlich zu viel des Guten. Die Geschmäcker gehen auseinander, aber kritische Beobachter merken an, dass gerade diejenigen von dieser Art Weiterbildung am meisten profitieren können, denen sie überflüssig oder lächerlich erscheint.
Wer sich aufgeschlossen auf einen gut gestalteten Kurs einlässt, hat die Chance, echte Entdeckung an sich und an anderen zu machen. Und so den Herausforderungen des beruflichen Alltags gestärkt zu begegnen.